Hintergrund

Von Klimafolgen und der Notwendigkeit sich anzupassen

Wissenschaftlich ist es unbestritten: Der Klimawandel findet statt. So wurden in Mitteleuropa im letzten Jahrhundert steigende Mitteltemperaturen, insbesondere im Sommer, und stärkere Winterniederschläge beobachtet. Im 21. Jahrhundert wird die Erwärmung weiter zunehmen, für Deutschland ist die größte Erwärmung im Norden – abgesehen von den Küstenregionen – und im Voralpenraum diagnostiziert. Die stärksten Niederschlagsveränderungen werden für die Mittelgebirge und die Küstenregionen erwartet. Heiße Sommertage werden in fast allen Regionen weiter zunehmen, Frosttage abnehmen. Für das 21. Jahrhundert wird je nach Klimaszenario mit einem Anstieg der Jahresmitteltemperatur in Deutschland zwischen 2,5 Grad Celsius und 3,5 Grad Celsius gerechnet.

Die Klimaerwärmung im 20. Jahrhundert hat bereits Wirkungen in ökologischen Systemen hervorgerufen. Der Anstieg des Meeresspiegels, das frühere Einsetzen der Vegetationsperiode oder das beginnende Auftauen von Permafrostböden in Sibirien sind nur einige Beispiele für die Folgen des Klimawandels. Es ist weiterhin zu befürchten, dass Extremereignisse wie Stürme, Überflutungen, Dürren und Hitzewellen stärker und häufiger auftreten werden. Wissenschaftlich ist diese Aussage noch nicht endgültig geklärt. Doch die Folgekosten von Wetterextremen steigen bereits dramatisch.

Klimarisiken für öffentliche Versorger

Die Klimafolgen für öffentliche Versorger werden im Sachstandsbericht des Weltklimarates (IPCC – Intergovernmental Panel on Climate Change) von 2007 – im Vergleich zu Folgen für Ökosysteme, Landwirtschaft und natürliche Ressourcen – nur recht spärlich behandelt. Dies ist auf den vergleichsweise jungen Forschungsstand auf diesem Gebiet zurück zu führen. Entsprechend sind viele der genannten Risiken eher spekulativ bzw. teilweise nur mit grauer Literatur belegt. Zu den Risiken zählen beispielsweise steigende Kosten für den Erhalt der Infrastruktur – für das Schienen- und Straßennetz, für Brücken, Häfen und das Energieversorgungsnetz, die durch extreme Wettereignisse zunehmend gefährdet sein werden. Auch die Einschränkungen, die durch wetterbedingte Störungen auftreten, wie beispielsweise Stromausfälle und Verspätungen im Transportnetz, sind ein Risiko, mit denen sich öffentliche Versorger und Gesellschaft zunehmend auseinandersetzen müssen.

Erste Schritte in der Adaptationspolitik

Es gibt derzeit wenige Beispiele für explizite Adaptationspolitiken in OECD-Ländern. Auf nationaler Ebene haben zum Beispiel Großbritannien, Finnland, Frankreich und Spanien erste Adaptationsstrategien entwickelt. Die deutsche Anpassungsstrategie von 2008 besteht im Wesentlichen aus einer Bestandsaufnahme möglicher Risiken und stößt einen weiteren Konsultationsprozess für die nächsten Jahre an. Für die öffentliche Versorgung werden jedoch Aufgaben der Politik angesprochen, wie beispielsweise eine Anpassung von Rechtsnormen, unter anderem im Planungsrecht, im Umweltgesetzbuch und im Energiewirtschafts- und Energiesicherungsgesetz. Auch die Berücksichtigung in der öffentlichen Planung wird thematisiert sowie der gesellschaftliche Schutz vor Naturgefahren und die Unterstützung von Versicherungslösungen.

Auf Europäischer Ebene ist durch das Weißbuch zur Anpassung an den Klimawandel (EU 2009) mit einem begleitenden Beratungsverfahren einiges in Gang gekommen. Eine Europäische Strategie wird jedoch allenfalls für 2013 anvisiert, die sich nicht in einer eigenen Richtlinie, sondern eher in einer Integration des Themas in verschiedenen anderen Politikfeldern niederschlagen dürfte.

Chamäleon-Hintergrund

Klimawandel - Herausforderung für Unternehmen

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